Zwei neue Phosphorsulfide
Heike Nowottnick und Roger Blachnik*
OsnabruÈck, Institut fuÈr Chemie der UniversitaÈt
Bei der Redaktion eingegangen am 23. Juli 1999.
Herrn Professor Gerhard Fritz zum 80. Geburtstag gewidmet
Two New Phosphorus Sulfides
Abstract. Jason [1] prepared by the reaction of triphenylan-
timony sulfide with a-P4S5 and a-P4S7 new phosphorus sul-
fides. The application of this method on a-P4S4 yielded the
main product c-P4S5 which was assumed to appear in low
concentration in phosphorus-sulfur melts by Bjorholm and
Jakobsen [2]. In addition the new isomers d-P4S6 and e-P4S6
were identified by 31P-NMR spectroscopy. Furtheron the sul-
furization of a-P4S5 and b-P4S5 was studied. Reaction paths
are suggested. In all cases the primary reaction is an exocyc-
lic addition of phosphorus, followed by insertion or further
addition.
Keywords: 1,5-thioxo-2,4,6,8-tetrathia-1,3,5,7-tetraphospha-
tricyclo[3.3.0.03,7]octane; 1-thioxo-2,4,6,8-tetrathia-1,3,5,7-tet-
raphosphatricyclo[3.3.0.03,7]octane; 31P NMR; d-Tetraphos-
phorus hexasulfide, e-Tetraphosphorus hexasulfide; c-Tetra-
phosphorus pentasulfide
Alle Phosphorsulfide entstehen formal durch exocyclische
Addition von Schwefel an die GeruÈste von b-P4S4, a-P4S4, b-
P4S5 und ein unbekanntes P4S6-GeruÈst mit Adamantanstruk-
tur. Bisher sind nur die Mitglieder der b-P4S5-Reihe vollstaÈn-
dig bekannt. 1997 fand Jason [1] uÈber die Sulfurierung von
P4Sn (n ³ 5) mittels Triphenylantimonsulfid (1) oder Triphe-
nylarsensulfid einen neuen Zugang zu Phosphorsulfiden. In
der vorliegenden Arbeit sollte die Sulfurierung von schwe-
felaÈrmeren Phosphorsulfiden untersucht werden.
Bei der Sulfurierung sind drei Reaktionsschritte moÈg-
lich, eine PIII-Addition von Schwefel an ein dreifach an
Schwefel gebundenes Phosphoratom, eine PII- Addition
von Schwefel an ein zweifach an Schwefel gebundenes
Phosphoratom, oder eine Insertion eines exostaÈndigen
Schwefelatoms in eine P±P BruÈcke. Ûber eine PIII-Addi-
tion erfolgt die Bildung von Produkten schneller als uÈber
die beiden anderen Reaktionswege. Die relativen Konzen-
trationen der Produkte sind in Tab. 1 und 2 enthalten. Die
von Jason [1] mit F und H bezeichneten Verbindungen
wurden ebenfalls bei hohen Konzentrationen an 1 gefun-
den, wahrscheinlich handelt es sich um schwefelreiche
Phosphorsulfide.
Ergebnisse und Diskussion
Zur PruÈfung der Reinheit der Sulfide wurden 31P-NMR-
Spektren ihrer CS2-LoÈsungen gemessen. WaÈhrend a-P4S4
rein dargestellt werden konnte, enthielten die LoÈsungen von
a-P4S5 und b-P4S5 weitere Sulfide (Tab. 2). Zur KlaÈrung, ob
in diesen LoÈsungen bei Zimmertemperatur oder bei Tempe-
Tabelle 1 Produkte (in %) der Reaktionen von a-P4S4 mit
Triphenylantimonsulfida)
a-P4S4 : Ph3SbS 1 : 0,3 1 : 1
1 : 2
1 : 2
1 : 3
1 : 4
1 : 1b)
1 : 1c)
raturerhoÈhung Reaktionen ablaufen, wurden sie gelagert
und danach 31P-NMR-Spektren gemessen. WaÈhrend der La-
gerung einer b-P4S5-LoÈsung nahm die Konzentration von b-
P4S5 deutlich ab, die der durch Schwefel-Abstraktion (P4S3,
a-P4S4), Addition (b-P4S6) oder Insertion (c-P4S5) gebildeten
Isomere zu. Øhnlich, aber in geringerem Ausmaû reagierte
a-P4S5. Die bei der Lagerung auftretende Disproportionie-
rung in phosphoraÈrmere und -reichere Sulfide wurde durch
TemperaturerhoÈhung verstaÈrkt. Diese VorgaÈnge laufen auch
waÈhrend der Untersuchungen ab, was das Auftreten von
P4S3, oder von Isomeren mit basalen P3-Gruppen aus Eduk-
ten ohne diese Baueinheit erklaÈrt.
P4S3
8,2
42,9
8,5
1,9
25,1
1,7
1,0
2,3
3,3
±
2,8
2,4
±
±
±
1,2
47,4
2,3
±
32,9
0,5
0,5
1,2
2,4
±
0,7
1,9
±
±
±
±
13,6
±
±
65,7
±
±
22,4
±
±
62,1
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
±
13,1
±
6,2
53,0
2,5
18,1
2,6
4,2
1,3
53,9
7,4
1
12,2
51
4,4
0,5
3,5
±
1,1
4
±
±
±
1,8
43,7
12
1,1
10,9
2,2
7,7
0,8
3,7
±
3,3
4,8
±
±
±
a-P4S4
a-P4S5
b-P4S5
c-P4S5
a-P4S6
b-P4S6
c-P4S6
3,8
±
2,9
±
d-P4S6
e-P4S6
0,8
1,9
5,6
7,0
±
±
±
±
±
0,5
1,3
4,7
6,1
±
±
±
±
±
±
28,0
±
20,0
35,5
41
16,5
±
a-P4S7
b-P4S7
b-P4S8
a-P4S9
b-P4S9
P4S10
±
±
±
±
±
±
±
10,7
±
±
Verbb. F u. H
unbekannt
9,0
1,6
51
±
8,1
* Prof. Dr. Roger Blachnik,
Institut fuÈr Chemie der UniversitaÈt OsnabruÈck,
Postfach 44 69,
a)
Die prozentualen Angaben in dieser und der folgenden Tabelle wurden
durch Analyse der Spektren des in CS2 loÈslichen Materials gewonnen.
D-49069 OsnabruÈck,
Telefon: Int. +541/9 69-28 07,
Telefax: Int. +541/9 69-23 70
e-mail: rblachni@rz.Uni-Osnabrueck.de
Wiederholte Messungen zur Bestimmung der Fehler zeigten, daû die GroÈ-
b)
ûenordnungen der prozentualen Anteile reproduzierbar sind;
28 d;
c)
70 d.
1966 Ó WILEY-VCH Verlag GmbH, D-69451 Weinheim, 1999 0044±2313/99/6251966±1968 $ 17.50+.50/0 Z. Anorg. Allg. Chem. 1999, 625, 1966±1968