Chemie Ingenieur Technik (72) 11 I 2000
K u n s t s t o f f e 1383
ten als Trennmerkmale soll eine bessere SelektivitaÈt der
Trennung erreicht werden. Als ein wichtiges Trennmerkmal
wird die Erweichungstemperatur der Thermoplaste ange-
wandt. Dabei bleiben die erweichenden Thermoplaste in
AbhaÈngigkeit von ihren mechanisch-thermischen Eigen-
schaften an elektrisch beheizten DraÈhten (Durchmesser
ds) kleben1). Beim direkten Kontakt zwischen einem Ther-
moplastpartikel und dem beheizten duÈ nnen Metalldraht
schmilzt oder erweicht der Thermoplast, wobei der Draht
durch das Eigengewicht des KunststoffstuÈ ckes in den Plast-
koÈrper eindringt.
Abbildung 1.
Trennprinzip.
Die Haftkraft ist proportional zu der mit der Zeit t0
steigenden KontaktoberflaÈche [4]. Die KontaktoberflaÈche
resultiert aus der Eindringtiefe des Drahtes im Kunststoff
und aus den mit der Zeit steigenden OberflaÈchen der Mikro-
kontakte, die von der ViskositaÈt gs, der WaÈrmeleitfaÈhigkeit k
und der WaÈrmekapazitaÈt cp abhaÈngen.
selektive Ausbildung der KontaktoberflaÈche als auch durch
die temperaturabhaÈngige Haftfestigkeit koÈnnen die Kunst-
stoffpartikel durch eine geeignete Auswahl der AbloÈsekraft
voneinander getrennt werden. Die Widerstandskraft bei der
LuftumstroÈmung des KunststoffstuÈ ckes wird als AbloÈsekraft
angewandt. Mittels Ønderung der Luftgeschwindigkeit kann
diese Kraft gesteuert werden (s. Abb. 1)
Alle diese physikalischen GrundvorgaÈnge sind
stark von der WaÈrmeuÈ bertragung abhaÈngig, die mit Hilfe
der Fourier-Zahl:
k t0
qs cp d2s
Fo
ꢀ1
Schwerpunkt der experimentellen Grundlagenar-
charakterisiert werden koÈnnen. Dadurch koÈnnen diese Ei-
genschaften von Thermoplasten als zusaÈtzliche Trennmerk-
male aufgefasst werden.
beiten ist die Ermittlung der erforderlichen ProzessgroÈûen:
Haftdauer, Hafttemperatur, AbloÈsedauer, AbloÈsetemperatur,
AbloÈsekraft. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht die
Bestimmung des fuÈ r jeden einzelnen Kunststoff optimalen
Parameterbereiches der ProzessgroÈûen, in welchem nur
er sicher erkannt, erfasst und entfernt werden kann.
Um im betrachteten Fall die Wirkung auf die Haft-
kraft abschaÈtzen zu koÈnnen, soll das Mikroprozess-Modell
der Verfestigung kohaÈsiver SchuÈ ttguÈ ter auf Grund viskoser
Kontaktdeformation verwendet werden [6, 7]. Die Anwend-
barkeit dieses Modells wurde an Partikeln aus erweichen-
dem PVC-U experimentell uÈ berpruÈ ft [7]. In Rahmen dieses
Modells wurde fuÈ r die zeitabhaÈngige Haftkraft eines Mikro-
kontaktes mit dem Radius rvis angenommen:
2 Versuchsaufbau und
Messmethodik
Abb. 2 gibt einen Ûberblick uÈ ber die neuartige Labor-Ver-
suchseinrichtung zur Ermittlung oben genannter grundle-
gender EinflussgroÈûen. Das KernstuÈ ck dieser Apparatur bil-
det der Haftrahmen mit den Temperatursensoren. Weil die
Prozesszeit nur etwa 5 s betraÈgt, soll die Drahttemperatur als
zeitabhaÈngige Variable indirekt durch die LaÈnge des Drahtes
bestimmt werden, um die Messzeit zu verringern. Eine sta-
bile mechanische Spannung des Drahtes wird mit Hilfe von
Federn erreicht. Diese Federn sind in einer Scheibe befe-
stigt, die wiederum mit dem MessfuÈ hler eines induktiven
Wegaufnehmers verbunden ist.
dS dt
gS drvis
FHt rH Avis ꢀgs; t rH
ꢀ2
FuÈ r die PartikelviskositaÈt gilt:
ꢀ
ꢁ
E
gs gs;min exp
ꢀ3
R ꢀT Tr
Tr Temperaturparameter, wobei 0 K < Tr < Tg (Glastem-
peratur)
gs;min
ViskositaÈtsparameter fuÈ r T >> Tm (Schmelzpunkt)
Dem Modell entsprechend haÈngt die Haftkraft bei
einer bestimmten Zeit von der Kontakttemperatur (Zugfe-
stigkeit) und der Vorgeschichte der Heizung (Kontaktober-
flaÈche) ab. Um den Einfluss der Partikelform auf den Trenn-
prozess zu verringern, soll dieser dynamische Prozess in
zwei Teilprozesse durchgefuÈ hrt werden: Heizdrahtpenetra-
tion (Penetrationsphase) und PartikelabloÈsung (AbloÈsungs-
phase). WaÈhrend der Penetrationsphase dringt der Draht in
den Kunststoff ein. Dadurch wird eine neue KontaktoberflaÈ-
che Avis(gs, t) entwickelt. Die Haftfestigkeit zwischen Kunst-
stoff und Draht ist nicht bekannt. Es wird jedoch angenom-
men, dass eine aÈhnliche TemperaturabhaÈngigkeit wie bei
der Kunststoff-Zugfestigkeit existiert. Sowohl durch die
Ein Wechselstromsfeld steuert die Drahttempera-
tur. Um dessen RuÈ ckwirkung auf die Messergebnisse auszu-
schlieûen, wird der induktive Wegaufnehmer mit einer Me-
tallhuÈ lle abgeschirmt.
Die Widerstandskraft bei der LuftumstroÈmung
der KunststoffstuÈ cke wird als AbloÈsekraft angewendet. Mit-
tels Frequenzumrichter kann die Drehzahl des Ventilators
und damit die Luftgeschwindigkeit eingestellt werden. Mit
Hilfe von Leitblechen wird das Geschwindigkeitsprofil ver-
gleichmaÈûigt. Damit wird eine konstante, von der Position
des KunststoffstuÈ ckes auf dem Drahthaftrahmen unabhaÈn-
gige Luftgeschwindigkeit bei der AnstroÈmung erreicht.
Die Heizleistung und die Heizdauer werden durch
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1) Eine Zusammenstellung der Formelzeichen
befindet sich am Schluss des Beitrags.
einen Mess- und Steuermodul eines PC bereitgestellt. Um
die Heizleistung und die Temperatur unabhaÈngig voneinan-