Synthesis of [Ru2(CO)4(μ-H)(μ-NO)(μ-PtBu2)(μ-PPh2CH2PPh2)]BF4
des Hydridoliganden aufweiten, da ein Übergang von einer 2c– komplexes [Ru2(CO)4(μ-NO)(μ-PtBu2)(μ-dppm)] (4) beobach-
2e-Bindung zu einer 3c-2e-Bindung diskutiert werden könnte. tet wird, wurde diese Reaktion intensiver untersucht. Unsere
Wahrscheinlich ist die Verbrückung durch die vier Liganden für Studien ergaben, dass sich der Komplex 2 ohne die Bildung
den Verkürzungseffekt verantwortlich. In diesem Zusammen- von Nebenprodukten nur glatt durch die Protonierung von 4
hang hatten wir an anderer Stelle[7] schon einige theoretische darstellen lässt. Die von uns an früherer Stelle beschriebene
Untersuchungen veröffentlicht. Die hohe Symmetrie des Kom- Synthesemethode für 2 aus 1 und [NO]+ ist für eine Reindar-
plexes 2 dokumentiert sich in einer Spiegelebene, in der das stellung dieser Verbindung ungeeignet, da der dabei stets
Phosphoratom der Phosphanidobrücke, der verbrückende Nitro- gleichzeitig gebildete kationische Komplex 3 aus der Mi-
sylligand, der verbrückende Hydridoligand und das Kohlen- schung nur schwer abgetrennt werden kann und so immer mit
stoffatom der Methylenbrücke des dppm-Liganden liegen. Die 2 gemeinsam als 1:1-Gemisch kristallisiert. Für die Einführung
Verkürzung des Ru–Ru-Abstandes hat eine Verkleinerung des des NO-Liganden in 1 zum Neutralkomplex 4 wurde N-Me-
Winkels Ru–(μ-P)–Ru zur Folge, vgl. 4: Ru1–P1–Ru2, thyl-N-nitroso-p-toluolsulfonamid gewählt, da diese Methode
70.73(2)°. Diese Beobachtung steht allerdings im Widerspruch die Verbindung in reiner Form und guter Ausbeute ergibt.
zum allgemeinen Trend, dass der Wert der koordinationschemi- Durch die Reaktion des Komplexes 4 mit Protonensäuren wird
schen Verschiebung für das μ-P-Atom durch diesen Winkel be- schließlich 2 in glatter Reaktion und ohne die Bildung von
stimmt wird. D.h., je spitzer dieser Winkel ausfällt, umso mehr Nebenprodukten zugänglich.
wird das zugehörige Resonanzsignal im 31P-NMR-Spektrum zu
tieferen Feldwerten verschoben. Dieser von uns häufig be-
Experimenteller Teil
obachtete Trend konnte hier nicht bestätigt werden. Offensicht-
Alle präparativen Arbeiten wurden unter Argonatmosphäre in getrock-
lich beeinflusst auch die Oxidationsstufe den Wert dieser che-
neten Lösungsmitteln unter Verwendung von Standard-Schlenktechnik
mischen Verschiebung: in 4 liegen beide Zentralatome in der
formalen Oxidationsstufe I vor, während 2 als RuII-Verbindung
aufzufassen ist. In diesem Zusammenhang sei noch auf ein wei-
teres Phänomen hingewiesen. Vergleicht man die CO-Valenz-
schwingungen von 4 und 2, so werden zunächst die Annahmen
zu den Oxidationsstufen bestätigt. Für 4 liegen die ν(CO)-
Schwingungsbanden bei 1997st, 1972sst, 1943sst und 1926st
cm-1 (KBr). Für 2 werden die entsprechenden Carbonylbanden
um ca. 80 cm–1 zu größeren Wellenzahlen verschoben (s. Expe-
rimenteller Teil). Das weist auf die höhere Oxidationsstufe für
die Zentralatome in 2 hin, da die Carbonylliganden in 4 in grö-
ßere Rückbindungseffekte aufgrund der höheren Elektronen-
dichte an den Rutheniumatomen (kleinere Oxidationsstufe) in-
volviert sind. Derselbe Effekt sollte auch im Vergleich für die
ν(NO)-Schwingungsbanden von 4 und 2 zu beobachten sein,
was allerdings nicht der Fall ist. Die ν(NO)-Bande für 2
(1547 cm–1) ist um ca. 100 cm–1 zu tieferen Wellenzahlen im
Vergleich zu der von 4 (1648 cm–1, KBr) verschoben. Dieser
Effekt kann momentan nicht interpretiert werden, und es sind
DFT-Rechnungen geplant, um eine mögliche Erklärung für die-
ses Phänomen zu finden. Im Zusammenhang mit der Bestäti-
gung der Molekül- und Kristallstrukturanalyse für den Kom-
plex 2 sei noch eine Bemerkung angeführt. Es gelang uns in
den letzten Jahren häufiger, aus Reaktionsansätzen der Reaktion
von 1 mit [NO]+ hellgrüne Kristalle zu isolieren, die eine Kris-
tallstrukturanalyse erlaubten. Allerdings handelte es sich hierbei
stets um Co-Kristallisate einer 1:1-Mischung der Komplexe 2
und 3 mit Tetrafluoridoborat-Gegenionen im Festkörper.
ausgeführt. Chemikalien wurden kommerziell bei Sigma bzw. ABCR
erworben. Der Komplex 1 wurde nach der Literaturvorschrift[1a] präpa-
riert. Die NMR-Spektren wurden mit dem Gerät Jeol Eclipse 400 er-
halten (1H: 400 MHz, Referenz TMS; 31P{1H}: 109 MHz, Referenz
externe 85 %ige H3PO4). Die IR-Spektren wurden auf einem JASCO
FT/IR-460 plus Spektrometer als Festsubstanz aufgenommen. Elemen-
taranalysen (C, H, N) wurden vom Mikroanalytischen Laboratorium
des Departments Chemie der LMU München ausgeführt.
Synthese von 4: Komplex 1 (844 mg, 1 mmol) wurde in Dioxan
(30 mL) gelöst; die entstandene Lösung wurde mit Diazald® (643 mg,
3 mmol) versetzt. Die Mischung wurde unter Rühren für 2 Stunden
am Rückfluss erhitzt, dabei trat allmählich ein Farbwechsel von tief-
violett nach gelbbraun auf. Nach Abkühlen auf Raumtemperatur wurde
das Lösungsmittel im Vakuum bis zur Trockne entfernt. Der Rückstand
wurde in Diethylether (ca. 50 mL) aufgenommen und über eine kurze
Al2O3-Säule filtriert. Dabei wurde eine grüne Fraktion von 4 eluiert.
Das Eluat wurde auf ca. 3 mL eingeengt und 4 mit Hexan (ca. 30 mL)
in Form eines grünen Pulvers ausgefällt. Ausbeute: 637 mg (73 %).
C37H40NO5P3Ru2 (873.79): ber.: C 50.86, H 4.61, N, 1.60; gef.: C
50.54, H 4.82, N 1.49 %. Der Komplex 4 wurde anhand der bekannten
spektroskopischen Daten[1d] eindeutig identifiziert.
Synthese von [2]BF4: Komplex 4 (194 mg, 0.22 mmol) wurde in Die-
thylether (10 mL) gelöst. Unter heftigem Rühren wurde dazu eine
51 %ige Lösung von HBF4 in Diethylether (59.2 μL) gegeben. Nach
30 minütigem Rühren fiel ein hellgrüner Niederschlag aus, der abfilt-
riert und mehrmals mit Diethylether (10 mL-Portionen) gewaschen
wurde. Die Verbindung wurde durch Umkristallisation aus CH2Cl2/
Diethylether in Form hellgrüner Kristalle erhalten. Ausbeute: 171 mg
(80 %). C37H41BF4NO5P3Ru2 (961.60): ber.: C 46.22, H 4.30, N 1.46;
gef.: C 45.91, H 4.53, N 1.32 %. IR: ν(CO) 2072m, 2051st, 2034st,
1
2015st cm-1; ν(NO): 1547st cm-1. H NMR (CD2Cl2): δ = 7.54–7.19
3
(m, 20 H, C6H5), 3.47 (m, 2 H, CH2), 1.76 (d, 9 H, JPH = 15.2 Hz,
Schlussfolgerungen
3
C4H9), 1.17 (d, 9 H, JPH = 15.7 Hz, C4H9), –8.72 (m, 1 H, μ-H).
2
31P{1H} NMR (CD2Cl2): δ = 184.5 (t, JPP = 134.2 Hz, μ-P), 40.2 (d,
Da die Reaktion des koordinativ ungesättigten Komplexes
[Ru2(CO)4(μ-H)(μ-PtBu2)(μ-dppm)] (1) mit [NO]+ nicht in
glatter Reaktion den Komplex [Ru2(CO)4(μ-NO)(μ-H)(μ-
PtBu2)(μ-dppm)]+ (2) liefert, sondern stets als Konkurrenzre-
aktion die Protonierung des Eduktes 1 zu [Ru2(CO)4(μ-H)2(μ-
2JPP = 134.2 Hz, μ-dppm).
Kristallstrukturbestimmung
Für die Kristallstrukturuntersuchung geeignete Kristalle von [2]BF4
PtBu2)(μ-dppm)]+ (3) mit gleichzeitiger Bildung des Neutral- wurden durch Überschichten einer Lösung der Verbindung in Dichlor-
Z. Anorg. Allg. Chem. 2011, 1884–1888
© 2011 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
1887