C. Mühle, M. Jansen
hochverdünntes magnetisches System zu erwarten, mit einer Curie-
Tabelle 1 Kristallographische Daten von Li8SiO6, Li8Si(1-δ)CoδO6
und “Li8CoO6” [4].
Konstanten von C ϭ 0,04005
0,00077 cm3 ·K/mol und χ0
ϭ
0,00027 0,0000045 cm3/mol. Bei Annahme der Elektronenkonfi-
5
guration 3d5 mit s ϭ /2 (high-spin, μeff ϭ 5.9 μBohr) entspricht das
Verbindung
Li8SiO6
Li8Si(1-δ)CoδO6 „Li8CoO6” [4]
gefundene Moment einem Anteil von 0,9 at. % Cobalt(IV) [11],
welches sehr gut zu den Werten der chemischen Analysen passt
und damit ebenfalls ein starkes Indiz für den Einbau von Co4ϩ in
Li8SiO6 ist.
Meßmethode
Kristallsystem
Raumgruppe (Nr.)
Z
Pulver
Pulver
Einkristall
hexagonal
P63cm (185)
2
hexagonal
P63cm (185)
2
hexagonal
P63cm (185)
2
Gitterkonstanten /pm
(bei 25 °C)
a ϭ 542,63(1)
c ϭ 1062,42(1) c ϭ 1061,3(1)
270,915(6)
2,201
a ϭ 543,28(2)
a ϭ 544
c ϭ 1087
278,59
V /106 ·pm3
271,30(3)
2,199
ρcalc /g·cmϪ3
Messbereich
2,46
5° Յ 2θ Յ 75° 5° Յ 2θ Յ 75° 2° Յ 2θ Յ 40°
Strahlungsquelle; λ /pm Cu-KͰ1; 154,06 Cu-KͰ1; 154,06 Mo-KͰ; 71,073
Elementaranalyse. Die Bestimmung der Zusammensetzung der
Kristalle erfolgte durch EDX-Analyse unter dem Rasterelektronen-
mikroskop (EDAX, S-UTW-Si(Li)-Detektor, Auflösung < 135 eV
für Mn-Kα / 1000 cps) bei einem Arbeitsabstand von 10 mm.
Zur nasschemischen Analyse wurden Proben von 7 mg ausgelese-
ner roter Kristalle in Säure gelöst und das Si : CoϪVerhältnis mit-
tels ICP-OES (ARL 3580B) bestimmt.
Abbildung
1 Molsuszeptibilität von Li8Si(1-δ)CoδO6 über die
Magnetische Messung. Die Messung der magnetischen Suszeptibili-
tät von einer Quarzkapillare mit etwa 8 mg gesammelten roten
Kristallen wurde unter Helium mit einem Squid Magnetometer
(Quantum Design, MPMS 5.5) in einem Feld von 1 T in Abhängig-
keit von der Temperatur im Bereich von 5Ϫ330 K durchgeführt.
reziproke Temperatur. Die durchgezogen Linie entspricht der An-
passung zum Curie-Weiss-Gesetz.
Bei den früher als “Li8CoO6” angesehenen Phasen handelt es sich
nach den hier vorgestellten Untersuchungen um feste Lösungen
Li8Si(1-δ)CoδO6 mit δ ϭ 0,005-0,02. Es ist anzunehmen, dass es sich
auch bei “Li4CoO4” [5] um ein cobaltdotiertes Silicat, Li4SiO4 han-
delt, welches hier allerdings nicht näher untersucht wurde.
Ergebnisse
Jüngste Versuche, “Li8CoO6” aus einem stöchiometrischen Ge-
menge von Li2O2 und reaktiven Co3O4 unter Innertbedingungen
bei Temperaturen von 500-700 °C und unter hohen Drücken bis
20 kbar in einer Piston-Zylinder-Apparatur darzustellen, ergaben
lediglich LiCoO2. Erst bei der Umsetzung von SiO2, Li2O und
Li2O2 mit einem Li : Si-Verhältnis von 8 : 1 in Gegenwart geringer
Mengen von Co3O4 entstehen tiefrote Kristalle, die aufgrund der
identischen Struktur nach Pulver- und Einkristallröntgendaten als
dotiertes Li8SiO6 aufzufassen sind. Die geringfügige Vergrößerung
Für die Messung und Auswertung der magnetischen Suszeptibilität
seien E. Brücher und Dr. R. Kremer, für die LeBail-Anpassung des
Pulverdiffraktogramms Dr. A. Karpov, für die Einkristallstruktur-
verfeinerung Dr. J. Nuss gedankt.
3
˚
des Zellvolumens von V ϭ 270,9 A des undotiertem Li8SiO6 auf
[1] M. Jansen, Z. Anorg. Allg. Chem. 1975, 417, 35.
[2] M. Jansen, R. Hoppe, Z. Anorg. Allg. Chem. 1974, 408, 75.
[3] M. Jansen, R. Hoppe, Z. Anorg. Allg. Chem. 1974, 409, 152.
[4] M. Jansen, R. Hoppe, Z. Anorg. Allg. Chem. 1973, 398, 54.
[5] M. Jansen, R. Hoppe, Naturwissenschaften 1972, 5, 215.
[6] W. Schartau, R. Hoppe, Naturwissenschaften 1973, 5, 256.
[7] R. Hofmann, R. Hoppe, Z. Anorg. Allg. Chem. 1987, 555, 118.
[8] V. Petricek, M. Dusek, JANA2000, The crystallographic com-
puting system. Institute of Physics, Prag, Tschechische Rep.
2003.
[9] G. M. Sheldrick, SADABS, Bruker AXS Inc, Madison, USA
1998.
[10] G. M. Sheldrick, SHELX-97, Programs for Crystal Structure
Solution and Refinement, Universität Göttingen 1997.
[11] H. Lueken, Magnetochemie, B. G. Teubner Verlag Stuttgart-
Leipzig, 1999, S. 215.
3
˚
V ϭ 271,3 A (Tab. 1) ist ein erster Hinweis auf eine geringe Substi-
tution von Si4ϩ durch Co4ϩ Ionen. Der früher ermittelte größere
Werte für die c-Achse in “Li8CoO6” [4] ist auf die geringe Genauig-
keit zurückzuführen, mit der die Gitterkonstante der Drehachse
auf dem seinerzeit verwendeten Zweikreisdiffraktometer bestimmt
werden konnte. Die rote Farbe der Einkristalle ist ein starkes Indiz
für den Einbau von Co4ϩ Ionen in das Lithiumoxosilicat.
Nach der Elementaranalyse mittels EDX sind in den Kristallen
0,5Ϫ0,7 at. % Cobalt enthalten. Diese Werte liegen in der Nähe der
Nachweisgrenze, sie korrespondieren gleichwohl mit den Ergebnis-
sen der nasschemischen Analyse mittels ICP-OES, die etwas höhere
Cobalt-Gehalte, durch anhaftendes LiCoO2 bedingt, von 1,5Ϫ2,0
at. % ergeben.
Die Messung der magnetischen Suszeptibilität (Abb. 1) zeigt ober-
halb von 50 K praktisch ein Curie-Weiss-Verhalten, wie für ein
38
© 2008 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Z. Anorg. Allg. Chem. 2008, 37Ϫ38