Chemie Ingenieur Technik (72) 8 I 2000
S. 822 ± 826 ã WILEY-VCH Verlag GmbH, D-69469 Weinheim, 2000
822 W I S S E N S C H A F T L I C H E K U R Z M I T T E I L U N G E N
0009-286X/2000/0808-0822 $17.50 +.50/0
fluÈ ssigen Phase wird haÈufig auch die Gleichung nach
F RE U N D L I CH verwendet [1]:
Adsorption aus waÈssrigen LoÈsungen:
Vergleich theoretischer AnsaÈtze zur
Vorhersage der Henry-Koeffizienten
ai
nsi KF;i ꢀci
ꢀ2
Diese reduziert sich fuÈ r ci R 0 nicht auf das
Henry'sche Gesetz, was eine ± unter der Annahme ener-
getisch verschiedener AdsorptionsplaÈtze ± exaktere Be-
schreibung darstellt. Es werden jedoch zur Beschreibung
zwei Parameter benoÈtigt. Auûerdem ist fuÈ r ingenieurtechni-
sche Anwendungen die Annahme eines linearen Verlaufs
der Adsorptionsisotherme im Bereich sehr niedriger Kon-
zentration meist ausreichend.
C A R S T E N M E H L E R U N D W O L F G A N G P E U K E R T
*
Herrn Univ.-Professor Dr.-Ing. JO H AN N S T IC HL MA IR
zum 60. Geburtstag
1 Problemstellung
Einige Gleichungen zur kompletten Beschrei-
bung der Adsorptionsisothermen, wie z. B. die nach LANG -
M U I R [1]:
Die Adsorption aus der fluÈ ssigen Phase hat in den letzten
Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. So dienen
die Kenntnisse der Adsorptionsgleichgewichte u. a. zur
Auslegung von Adsorptionsanlagen, wie beispielsweise
zur Aufbereitung von Ab- und GrundwaÈssern zu Trink-
und Brauchwasser [1] oder zur adsorptiven Entfernung
von Spurenstoffen aus FluÈ ssigkeiten (z. B. Wasser aus
THF). Hierbei wird vor allem Aktivkohle als Adsorbens ver-
wendet, da diese eine vergleichsweise hohe Sorptionskapa-
zitaÈt aufweist und relativ preiswert ist.
KL;i ci
nsi nsmax;i
ꢀ3
1 KL;i ci
nach TOTH [1]:
KT;i ci
nsi nsmax;i
ꢀ4
1
h
ꢀ
ꢁ i
=
ai
a
i
1 KT;i ci
und nach R A D K E-P R AU S N I T Z [1]:
Die Erforschung von AdsorptionsvorgaÈngen ist
ai
Ka;RP;i Kb;RP;i ꢀci
Ka;RP;i Kb;RP;i ꢀci
aber ebenso zur ErklaÈrung einer Vielzahl physikalischer
PhaÈnomene notwendig. Als Beispiele fuÈ r weitere Anwen-
dungsbereiche seien hier die Kristallisation, die heterogene
Katalyse, die Stabilisierung von Nanopartikeln und die ge-
zielte Herstellung redispergierbarer Agglomerate genannt.
Bei diesen Anwendungen stellt die Adsorption einen wich-
tigen Schritt dar. Durch die AufklaÈrung des Adsorptions-
schrittes lieûen sich auch die VorgaÈnge bei den oben ge-
nannten Anwendungen besser erklaÈren.
nsi
ꢀ5
ai
1
werden bei einer Grenzwertbetrachtung mit ci R 0 auf das
Henry'sche Gesetz reduziert. Diese Gleichungen sind empi-
risch und die Koeffizienten Ki und ai werden angepasst.
nsmax;i stellt eine fiktive GroÈûe fuÈ r die maximale Beladung
dar. Zur detaillierten Darstellung der jeweiligen Beschrei-
bungen sei auf die Literatur verwiesen. Die vorgestellten
Modelle sind zwar physikalisch verifizierbar, jedoch ist de-
ren wesentlicher Nachteil, dass die Parameter fuÈ r jedes
Stoffsystem einzeln angepasst werden muÈ ssen. Die Para-
meter lassen sich auch nicht aufgrund der Stoffdaten von
Adsorptiv, Adsorbens und LoÈsungsmittel vorhersagen.
Da die experimentelle Erforschung des Adsorpti-
onsverhaltens aÈuûerst zeitaufwendig und kostenintensiv ist,
wird versucht, Adsorptionsisothermen allein aufgrund der
Stoffeigenschaften von Adsorptiv, Adsorbens und LoÈsungs-
mittel vorherzusagen. Das Hauptproblem zur Quantifizie-
rung des Adsorptionsverhaltens ist die fehlende MoÈglichkeit
zur Charakterisierung der OberflaÈchen von Feststoffen.
Das Hauptaugenmerk dieses Artikels gilt dem
2 Adsorption aus der Gasphase
FuÈ r die Adsorption aus der fluÈ ssigen Phase existiert derzeit
noch keine zuverlaÈssige VorhersagemoÈglichkeit fuÈ r die Ko-
effizienten der Gln. (1) ± (5). Wie in Abb. 1 dargestellt, ist es
jedoch fuÈ r die Adsorption aus der Gasphase moÈglich, mit
Hilfe von kritischem Druck und kritischer Temperatur des
Adsorptivs den Henry-Koeffizienten von Einstoff-Gleichge-
wichten auf mikroporoÈsen Adsorbentien a priori vorherzu-
sagen [2]. Dabei stellt man fuÈ r die untersuchten Adsorptive
einen nahezu linearen Zusammenhang zwischen ln(Hei)
Konzentrationsbereich, in dem das Henry'sche Gesetz gilt1):
nsi Hei ci
ꢀ1
Es wird die auf die Masse des Adsorbens bezoge-
ne Adsorbatmenge der Komponente i als nsi , der Henry-Ko-
effizient als Hei und die Gleichgewichtskonzentration der
Komponente i (Adsorptiv) in der LoÈsung als ci bezeichnet.
Da in diesem Konzentrationsbereich aufgrund des raÈum-
lichen Abstands die Wechselwirkungen zwischen den Ad-
sorbatmolekuÈ len vernachlaÈssigbar klein sind und die Ad-
sorptionsplaÈtze als energetisch gleichwertig angenommen
werden, nimmt nsi linear mit steigender Gleichgewichtskon-
zentration zu. Zur Beschreibung der Adsorption aus der
p
p
und Tc;i
=
pc;i fest. Der Quotient Tc;i
=
pc;i ist direkt propor-
tional zur van der Waals'schen Wechselwirkungsenergie.
Lediglich fuÈ r Wasser laÈsst sich keine Vorhersage treffen,
was mit den besonders starken polaren Wechselwirkungen
zu begruÈ nden ist.
Dieser Zusammenhang ist auch physikalisch
verifizierbar [2]: Der Henry-Koeffizient Hegas,i ist dabei
eine alleinige Funktion der Temperatur sowie der Wechsel-
wirkung zwischen Adsorptiv mit Adsorbens. Haupteinfluss-
groÈûen der Modellierung sind die Temperatur, die kritische
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Dipl.-Ing. C. ME HLE R, Prof. Dr.-Ing. W. PE UKE RT,
*
Lehrstuhl fuÈ r Feststoff- und GrenzflaÈ chen-
verfahrenstechniken der TU MuÈ nchen,
Boltzmannstraûe 15, D-85748 Garching.
1) Eine Zusammenstellung der Formelzeichen
befindet sich am Schluss des Beitrags.