DIRIGIERENDE WIRKUNG DER GUANIDINIUM-GRUPPE
D a r s t e l l u n g d e r N - C h 1o r - D e r i v a t e
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aber nur durch eine Mesomerie zwischen Guanidi-
nium- und Phenyl-Rest erklärbar, bei der der Kern
negativiert wird, etwa im Sinne folgender Grenz-
strukturen :
Allgemeine Vorschrift: Die konzentrierten wäßrigen
Lösungen der Salze (Chloride, Nitrate, Sulfate) wur-
den mit Äther überschichtet und bei —5° langsam mit
der berechneten Menge NaOCl-Lösung versetzt, die
etwa 2-n. an NaOCl und höchsten 0,5-n. an NaOH war.
Man rührte 10 Min., trennte die Schichten und ätherte
noch zweimal aus. Die mit Na2S04 bei 0° getrocknete
Ätherlösung wurde im Vakuum eingeengt. Die weitere
Verarbeitung ist bei den einzelnen Stoffen beschrieben.
Ausbeute und Schmp. siehe Tab. 1.
Aus der Literatur ist wohl der Fall bekannt, daß
positiv geladene Substituenten durch einen zusätz-
lichen Mesomerieeffekt den Kern noch stärker positi-
vieren. Phosphonium- und Arsonium-Gruppen zei-
gen kaum noch para-Substitution (Tab. 2 ,3 . Gruppe),
obwohl die Ladung weiter vom Kern entfernt ist als
beim Ammonium-Ion. Sie sollen durch Aufnahme
von Elektronen in die d-Bahnen die o- und p-Stel-
lung desaktivieren 5.
1. G r u p p e
N-Chlor-N'-phenyl-guanidin. Der intensiv rote Rück-
stand der Ätherlösung wurde in abs. Tetrahydrofuran
gelöst und mit Petroläther fraktioniert gefällt, wobei
sich die Schmieren zuerst abschieden. Die iV-Chlor-Ver-
bindung wurde ebenso umkristallisiert.
Die Guanidinium-Gruppe ist aber der erste positiv
geladene Substituent, bei dem der induktive Effekt
durch einen entgegengesetzten mesomeren Effekt auf-
gehoben wird, so daß bevorzugte p-Substitution ein-
tritt. Denn auch die Sulfonium-Gruppe, deren freies
Elektronenpaar im Prinzip eine ähnliche Mesomerie
ermöglichen würde, dirigiert nur in die meta-Stel-
lung (Tab. 2, 3. G ruppe).
C7H8C1N3 (169,6)
Ber. Cl 20,91;
Gef. Cl 20,55.
N - Chlor -N'-(2-m ethoxy-phenyl) -guanidin. Darstel-
lung : wie das Phenyl-Derivat.
C8H10ClN3O (199,6)
Ber. Cl 17,76;
Gef. Cl 17,35.
2. G r u p p e
N-Chlor-N'-phenyl-N'-methyl-guanidin. Aus der ein-
geengten Ätherlösung wurde der Stoff durch abs. Pe-
troläther abgeschieden. Er ließ sich aus Äther/Petrol-
äther U m k rista llisieren .
Experimenteller Teil
M e s i t y l - g u a n i d i n i u m - n i t r a t :
16,0
g
C8H10C1N3 (183,6)
Mesidin-hydrochlorid und 4,5 g Cyanamid wurden in
30 ml abs. Äthanol 10 Stdn. am Rückfluß erhitzt. Das
durch Abdestillieren des Lösungsmittels erhaltene Hy-
drochlorid wurde mit wenig Wasser gelöst und mit ges.
Ammoniumnitrat-Lösung versetzt.
Ber. C 52,32 H 5,49 Cl 19,32 N 22,89,
Gef. C 52,58 H 5,42 Cl 19,21 N 23,20.
N - Chlor -N'-(2.4.6-trimethyl-phenyl)-guanidin. Die
Ätherlösung wurde bis zum Kristallbrei eingeengt, der
bei —10° abgesaugt wurde. Die gelblichen Kristalle
wurden aus Äther umgelöst.
Ausbeute: 14,2 g (63,5% d. T h.). Schmp. 1 9 2 -1 9 3 °
(Zers.).
C10H14C1N3 (211,7)
C10H16N4O3 (240,3)
Ber. C 56,73 H 6,67 Cl 16,73 N 19,85,
Gef. C 56,99 H 6,44 Cl 16,35 N 19,22.
Ber. C 49,97 H 6,71 N 23,32,
Gef. C 49,76 H 6,68 N 22,84.
N - Chlor -N',N"-dimethyl -N',N''- diphenyl -guanidin.
Der Rückstand der Ätherdestillation kristallisierte nach
einigen Stdn. bei —10°. Ausbeute an Rohprodukt:
etwa 80 Prozent. Das Umkristallisieren aus Di-iso-pro-
pyläther war sehr verlustreich. Farblose Würfel.
./V,./V/ - D i m e t h y l - . / V , . / V ' - d i p h e n y l - g u a n i -
d i n i u m - c h l o r i d : 21,8 g Phenyl-methyl-cyanamid 7
und 21,5 g 7V-Methyl-anilin-hydrochlorid wurden 2 Stdn.
auf 190° erhitzt. Beim Abkühlen trat Kristallisation
ein. Man löste in Äthanol und versetzte langsam mit
Äther. Zuerst fiel ein Nebenprodukt aus, dann langsam
das Guanidinium-Salz. Ausbeute: 26,1 g (63,3% d. T h.).
Schmp.: 238°.
C15H16C1N3 (273,8)
Ber. Cl 12,95;
Gef. Cl 12,32.
N-Chlor-N-phenyl-N’-methyl-benzamidin. iV-Phenyl-
./V-methyl-benzamidin-hydrochlorid ließ sich nach der
allgemeinen Vorschrift glatt umsetzen. Die 7V-Chlor-
Verbindung wurde aus Äthanol-Wasser kristallin er-
halten.
C15H18N3C1 (275,8)
Ber. Cl 12,88
Gef. Cl 12,99
N 15,25,
N 15,11.
Ausbeute: 65% d. Th., Schmp.: 56 —57° (Zers.).
C14H13C1N2 (244,7)
7 R. S c h o l l u . W. nörr, Ber. dtsch. chem. Ges. 33, 1550
[1900].
Ber. Cl 14,49;
Gef. Cl 14,37.
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