Chemie Ingenieur Technik (73) 5 I 2001
S. 480 ± 485 ã WILEY-VCH Verlag GmbH, D-69469 Weinheim, 2001
480 W I S S E N S C H A F T L I C H E K U R Z M I T T E I L U N G E N
0009-286X/2001/0505-0480 $17.50 +.50/0
Brauchbarkeit hin untersucht. Im Modell wird davon ausge-
gangen, dass einzelne Strahlelemente vorliegen. Es wird zu-
naÈchst unterstellt, dass auf die aus der DuÈ se ausgetretenen
Fluidelemente keine beschleunigenden [4] bzw. verzoÈgern-
den KraÈfte wirken (s. Abb. 1).
Charakterisierung und Modellierung
der Strahlgeometrie und des Strahl-
abrisses eines RotationszerstaÈubers
Der Strahl wird somit zunaÈchst als eine Aneinan-
derreihung von einzelnen, unabhaÈngigen Fluidelementen
betrachtet. Die Fluidelemente verlassen die DuÈ senbohrung
zum Zeitpunkt t mit der radialen Geschwindigkeit vr und der
tangentialen Geschwindigkeit vt. Sobald dieses Fluidteil-
chen die Bohrung verlassen hat, sollen auf das Teilchen
keine vom rotierenden System herruÈ hrenden KraÈfte mehr
wirken. Aufgrund des Luftwiderstandes und der ViskositaÈt
des zu zerstaÈubenden Fluides wird dieses Fluidelement ab-
gebremst. FuÈ r die Berechnung des Luftwiderstandes wird
eine kugelfoÈrmige Form der Fluidelemente angenommen.
Zur Beschreibung der Bewegung der Fluidele-
H O L G E R S I T Z L E R , S T E F A N P A L Z E R U N D K A R L S O M M E R
*
1 Problemstellung
Zum Erzeugen eines engen TropfengroÈûenspektrums aus
hochviskosen FluÈ ssigkeiten wie Konzentraten oder Hydro-
kolloidloÈsungen werden vor allem RotationszerstaÈuber an-
gewendet. Diese koÈnnen sowohl in einem SpruÈ hkuÈ hlungs-
als auch in einem SpruÈ htrocknungsprozess eingesetzt wer-
den. Die QualitaÈt der Endprodukte haÈngt dabei zum einen
stark von der Zufuhrmenge und vom Zufuhrort der zur Er-
starrung bzw. Trocknung eingesetzten Kalt- oder Warmluft
ab. Zum anderen ist jedoch die Geometrie des aus dem Zer-
staÈuber austretenden FluÈ ssigkeitsstrahles sowie der damit
verbundene Ort des Tropfenabrisses von groÈûter Bedeu-
tung. Die Dicke des FluÈ ssigkeitsstrahles am Abrissort ist
ausschlaggebend fuÈ r die resultierende TropfengroÈûe.
Die existierenden Modelle sind entweder recht
mente wurden kartesische Koordinaten verwendet. Der Ur-
sprung des raumfesten x,y-Systems wurde auf die Rotati-
onsachse des DuÈ senzylinders gelegt. Die Bahn des Strahls
resultiert aus einer Parameterdarstellung der x- und y-Ko-
ordinate mit t als Parameter (x, y = f(t)). Zu beruÈ cksichtigen-
de Parameter sind der Massenstrom der FluÈ ssigkeit MS, die
Drehzahl n, die Dichte des Fluides qf, die ViskositaÈt des Flui-
des g, die ViskositaÈt der Luft gL, der Bohrungsradius D und
der Zylinderradius Ro. Folgende ZusammenhaÈnge werden
fuÈ r die Modellierung der Teilchenbewegung verwendet1):
kompliziert und wenig benutzerfreundlich [1], oder sie er-
moÈglichen nur die Modellierung der Geometrie des Strahles
innerhalb eines Winkelbereiches von bis zu 908. Ziel dieser
Arbeit ist es, auf der Grundlage eines kinematischen Ansat-
zes die Strahlgeometrie und die Strahldicke zu modellieren
und ausgehend von der Arbeit von WE B ER [2] den Ort des
Strahlzerfalles abzuschaÈtzen. Die berechneten Werte wer-
den mit den Messwerten verglichen.
MS
qf
_
V
ꢀ1
_
V
mr
A
ꢀ2
ꢀ3
A
pD2
4
2 Theoretische Grundlagen
mt Ro x
u xt
ꢀ4
ꢀ5
FAT H [3] unterteilt den Zerfall eines FluÈ ssigkeitsstrahles in
zwei unterschiedliche Prozesse: den PrimaÈrzerfall und
den SekundaÈrzerfall. Der PrimaÈrzerfall beschreibt das AbloÈ-
sen von einzelnen Tropfen, FaÈden und Tropfenhaufen von
einem FluÈ ssigkeitsstrahl, waÈhrend der SekundaÈrzerfall die
Bildung von Satellitentropfen und die Tropfenkoaleszenz
beschreibt. Im Folgenden wird der PrimaÈrzerfall betrachtet,
der in AbhaÈngigkeit von der Reynolds-Zahl in die Bereiche
Abtropfen, Zertropfen, Zerwellen und ZerstaÈuben eingeteilt
wird. Beim untersuchten ZerstaÈubungsaggregat handelt es
sich um einen RotationszerstaÈuber, der als perforierter
Hohlzylinder mit Bohrungsdurchmessern von 0,4 mm aus-
gebildet ist. Derartige Viellochzylinder werden im Bereich
des Zertropfens eingesetzt. Beim Zertropfen ergeben sich
engere TropfengroÈûenspektren als beim ZerstaÈuben.
In dieser Arbeit wird ein eigenes Modell im Sy-
Abbildung 1.
Geschwindigkeitskomponenten beim horizontalen Austritt
eines Fluidelementes aus der Bohrung des RotationszerstaÈu-
bers.
stem eines auûenstehenden Beobachters, basierend auf ki-
nematischen GesetzmaÈûigkeiten, entwickelt und auf seine
..............................................................................................................
Dipl.-Ing. H . SI TZ LER , Dr.-Ing. S. PA LZE R, Prof.
Dr.-Ing. K. SOMME R , Lehrstuhl fuÈ r Maschinen-
und Apparatekunde, TU MuÈ nchen-Weihen-
stephan, Am Forum 2, D-85350 Freising-Wei-
henstephan.
*
1) Eine Zusammenstellung der Formelzeichen
befindet sich am Schluss des Beitrags.