Chemie Ingenieur Technik (73) 11 | 2001
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422 W I S S E N S C H A F T L I C H E K U R Z M I T T E I L U N G E N
groûräumige, expandierende Dampfblasen. Der Druck an
der Absperrstelle fällt bis auf den Sättigungsdruck der
Flüssigkeit ab und ist somit kleiner als der Systemdruck.
Dadurch wird die Flüssigkeitsströmung verzögert und
schlieûlich in Richtung der Absperrstelle beschleunigt
zur Verdeutlichung des Schadensausmaûes von Druckstö-
ûen und Kavitationsschlägen in der Praxis sowie zu deren
Vermeidung durchgeführt. Die Messgröûen Druck, Kraft,
Geschwindigkeit und Phasenverteilung werden in hoher
zeitlicher Auflösung (1 ± 5 kHz) erfasst, die Messergebnisse
werden anschlieûend mit den Vorhersagen kommerzieller
Berechnungssoftware verglichen. Als Ergebnis dieser Un-
tersuchungen werden u. a. neue Methoden zur Vermeidung
von Druckstöûen und Kavitationsschlägen entwickelt.
Eine neue Methode besteht darin, eine anpas-
(Strömungsumkehr). Die vorher gebildeten Dampfblasen
kondensieren schnell; die Flüssigkeit prallt auf die ge-
schlossene Armatur. Der hierbei entstehende Druckstoû
wird als Kavitationsschlag bezeichnet. Die Amplitude des er-
sten Kavitationsschlages stromabwärts der Absperrstelle ist
annähernd so groû wie die des ersten Druckstoûes strom-
aufwärts.
sungsfähige Steuerung auf die in der Leitung bereits vor-
handene Armatur aufzubauen. Zu diesem Zweck ist die
Absperrarmatur mit einem hydraulischen Bremssystem
(¹ABS-Armaturª) ausgerüstet, das auf die Antriebsachse der
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Bekannte Maûnahmen zur Vermeidung
von Druckstöûen
Armatur, z. B. eine Klappe, einwirkt (s. Abb. 1).
Bekannte Möglichkeiten zur Vermeidung
von Druckstöûen in Rohrleitungssyste-
men sind z. B. die Anwendung von Wind-
kesseln, Wasserschlössern, Blasenspei-
chern sowie die Verlängerung der
Schlieû- bzw. Öffnungszeit [2]. Die letzte-
re gilt als die einfachste und vielfach
günstigste Methode. Es ist jedoch auf-
grund der technischen und rechtlichen
Anforderungen beim Betrieb von Rohr-
leitungen in der chemischen Industrie
und in Kraftwerken nicht immer möglich,
den Absperrvorgang undefiniert zu ver-
zögern.
Abbildung 1.
Links: Schema einer ABS-Armatur mit der Hilfsarmatur (Rückschlagklappe); rechts:
ABS-Armatur.
Windkessel, Wasserschlösser
oder Blasenspeicher sind zu verwenden,
wenn man das Leitungssystem nicht auf
eine Druckstufe auslegen will. Diese Ap-
plikationen werden in unmittelbarer Nä-
he stromaufwärts der Absperrarmatur
installiert. Beim Absperren flieût das Me-
dium in den Speicher hinein und wird
dadurch abgebremst.
Eine weitere Möglichkeit be-
steht in der Erweiterung von Armaturenantrieben um Ein-
richtungen, die den Schlieûvorgang verzögern, sobald etwa
das letzte Drittel des freien Strömungsquerschnitts erreicht
wird. Dies können Stoûdämpfer sein (häufig bei Rück-
schlagklappen verwendet) oder programmierbare Stel-
lungsgeber (Positioner). Es existieren ebenfalls einige pa-
tentrechtlich geschützte Erfindungen, die z. B. auf der MSR-
gestützten Steuerung von Armaturen [3] oder auf Umlenk-
mechanismen beruhen. Die industrielle Anwendung dieser
Verfahren ist jedoch den Autoren nicht bekannt.
Das hydraulische Bremssystem besteht im
Wesentlichen aus Bremsleitung, Bremsbacken und Brems-
scheibe, die mit der Drehachse der Absperrklappe fest ver-
bunden ist. Der Bremszylinder der hydraulischen Scheiben-
bremse wird mit der Rohrleitung stromaufwärts des Ventils
verbunden, so dass der Flüssigkeitsdruck in der Leitung die
Bremse aktiviert. Hierdurch wird der Schlieûvorgang verzö-
gert, wenn der Flüssigkeitsdruck zunimmt. Die Druckspitze
ist auf einen vom Benutzer gegebenen Maximaldruck be-
schränkt.
In Abb. 2 wird der Vorteil des Einsatzes einer
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Neue Maûnahmen zur Vermeidung von
Druckstöûen
ABS-Armatur erläutert. Abb. 2 verdeutlicht, dass die ABS-
Armatur vom stationären Flieûstrom unabhängig ist und die
Druckschwankungen auf den erlaubten Maximaldruck be-
schränkt sind. Dieser Maximaldruck kann mechanisch im
voraus (in diesem Beispiel etwa 10 ± 15 bar) eingestellt wer-
den. Der Schlieûvorgang ist hiermit optimiert.
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.1 Druckstoûvermeidung mit ABS-Armatur
Bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen werden seit
Jahren experimentelle (an der UMSICHT eigenen Druck-
stoû-Versuchsanlage) und theoretische Untersuchungen