S. Locmelis u. a.
gesetzt. Auf Grund des NaÈherungscharakters der
Rechnungen verzichten wir auf die BeruÈcksichtigung
der TemperaturabhaÈngigkeiten von Enthalpien und
Entropien. Ebenso kann die TemperaturabhaÈngigkeit
der AktivitaÈten wegen fehlender Daten nicht beruÈck-
sichtigt werden. NH3, das durch thermische Dissozia
-
tion von NH4Cl entsteht, ist bei Transportbedingungen
weitgehend in N2 und H2 zerfallen. Dieses Dissozia-
tionsgleichgewicht wird bei den Rechnungen nicht be-
ruÈcksichtigt, ebenso nicht die (experimentell beobach-
tete) Reduktion von NiO oder ZnO durch H2 (siehe
hierzu 1.1.2). Die in die Berechnung einbezogenen
Verbindungen und ihre Bildungsenthalpien und -en-
tropien (Tabelle 1) sind:
ZnO(f), NiO(f), HCl(g), ZnCl2(g), Zn2Cl4(g),
NiCl2(g), Ni2Cl4(g) sowie die zu erwartende Gasspe-
zies ZnNiCl4(g). Die vorausgesagten Transportraten
von ZnO und NiO werden durch die Temperaturab-
haÈngigkeiten der GasphasenloÈslichkeiten von Zn und
Ni beschrieben, die im folgenden diskutiert werden
sollen. Wir verwenden folgende Definition der Gas-
phasenloÈslichkeiten
k(M) = [p(MCl2) + 2*p(M2Cl4) + p(MM'Cl4)]/
[p(HCl) + 2*p(MCl2) + 4*p(M2Cl4) + 4*p(MM'Cl4)
+ 2*p(H2O) + p(NH3) + 2*p(M'Cl2) + 4*(M2'Cl4)]
zur Beschreibung des Transportgeschehens. Unter
Einbeziehung der in Tabelle 1 aufgefuÈhrten thermody-
namischen Daten sowie der oben angegebenen Akti-
vitaÈten ergeben sich die in Abb. 2 dargestellten Ver-
laÈufe der GasphasenloÈslichkeiten von Nickel und
Zink.
Abb. 1 Phasendiagramm des Systems NiO/ZnO und von
uns erhaltene Kristalle der Mischphasen
FuÈr beide Metalle berechnet man eine mit steigen-
der Temperatur zunehmende GasphasenloÈslichkeit, je-
doch um ca. 2±3 Zehnerpotenzen hoÈhere Werte fuÈr
Zink. Es ist demnach fuÈr beide Oxide ein Transport
von T2 → T1 zu erwarten. Die zahlenmaÈûige Auswer-
tung ergibt fuÈr einen Transport von 900 → 750 °C
die LoÈslichkeitsdifferenzen Dk(Zn) = 16 ´ 10±4 und
Dk(Ni) = 3,6 ´ 10±4, also zwei Werte in der gleichen
GroÈûenordnung, die anzeigen, daû es bei Transport-
raten von ca. 1,5 mg/h (gesamt) zu einer Anreiche-
rung von Zinkoxid in der Senke kommen sollte. Eine
exakte Aussage uÈber den/die zu erwartenden Boden-
koÈrper kann hieraus nicht unmittelbar getroffen wer-
den. Dies ist jedoch mit Hilfe der Methode der Mini-
mierung der freien Enthalpie moÈglich. Wir verwenden
hier das Computerprogramm CVTRANS [9].
1.1 Thermodynamische Ûberlegungen
1.1.1 Kp-Methode
NiO wie ZnO sind mit HCl bzw. NH4Cl endotherm
transportierbar [4±8]. Als Transportgleichungen kom-
men im wesentlichen (1) und (2) in Betracht.
NiOf + 2 HClg = NiCl2,g + H2Og
ZnOf + 2 HClg = ZnCl2,g + H2Og
(1)
(2).
Daneben muû auch die Bildung von Ni2Cl4, Zn2Cl4
und ZnNiCl4 BeruÈcksichtigung finden. Wir fuÈhren die
Berechnung fuÈr einen zweiphasigen BodenkoÈrper
(Fall b, Abschnitt 1) der jeweils maximalen LoÈslichkei-
ten beider Komponenten ineinander durch. FuÈr eine
naÈherungsweise Berechnung der GasphasenloÈslichkei-
ten benoÈtigen wir die AktivitaÈten von NiO und ZnO
im Zweiphasengebiet. Da diese nicht bekannt sind,
gehen wir in erster NaÈherung davon aus, daû diese
den Stoffmengenanteilen in den gesaÈttigten LoÈsungen
von ZnO bzw. NiO (hier bei 800 °C) 0,99 bzw. 0,76
entsprechen (a(ZnO) = 0,99; a(NiO) = 0,76). Diese
Werte werden an Stelle einer AktivitaÈt von 1 fuÈr
einen reinen festen BodenkoÈrper in die Massenwir-
kungsausdruÈcke fuÈr die Reaktionen (1) und (2) ein-
1.1.2 Methode der Minimierung der freien Enthalpie
Im Gegensatz zur Kp-Methode, bei der die thermody-
namischen AktivitaÈten der FestkoÈrperkomponenten in
die Rechnung einflieûen, gehen bei der Methode der
Minimierung der freien Enthalpie Entropie- und En-
thalpiewerte unmittelbar in die Rechnungen ein, bei
dem hier diskutierten Beispiel also notwendigerweise
662
Z. anorg. allg. Chem. 1999, 625, 661±666