S. Locmelis, M. Binnewies
nung von Wasserspuren wurden die Ampullen ca. 10 min mit dem
Gebläsebrenner im Vakuum ausgeheizt. Anschließend wurden die
mit Argon belüfteten Ampullen mit Phosphor, Gallium und Iod
stellt. Man erkennt, dass sich bei GaP-reichen Quellen-
bodenkörpern in der Senke eine GaP-reiche Mischphase ab-
scheidet. Der Zinksulfidgehalt der gebildeten Mischphase
wird mit größer werdenden ZnS-Anteil in der Quelle grö-
ßer. Zwischen einem ZnS-Anteil (in der Quelle) von 50 %
und 90 % finden wir in der Senke zwei Mischphasen neben-
einander, deren Zusammensetzungen in etwa konstant sind.
Die GaP-reiche Mischphase hat die mittlere Zusammenset-
zung Ga0,93P0,93Zn0,07S0,07, die ZnS-reiche hat die mittlere
Zusammensetzung Zn0,9S0,9Ga0,1P0,1. Bei noch ZnS-reiche-
ren Bodenkörpern wird nur noch die ZnS-reiche Misch-
phase abgeschieden. Offenbar sind also ZnS und GaP be-
grenzt miteinander mischbar; bei 900 °C beträgt die Lös-
lichkeit von ZnS in GaP ca. 7 Mol%, die von GaP und ZnS
10 Mol%. Entsprechend dem Phasengesetz von Gibbs kann
man bei nur einer Mischphase in der Senke deren Zusam-
mensetzung variieren, während im Koexistenzgebiet beider
Mischphasen, in der Mischungslücke also, die Zusammen-
setzungen der beiden Phasen konstant sind. Allgemein lässt
sich feststellen, dass bis hin zu Quellenbodenkörpern mit
ZnS-Anteilen von 90 % die Abscheidung der GaP-reichen
Mischphase überwiegt. Diese Verhältnisse sind in Abbil-
dung 2 zur Verdeutlichung graphisch dargestellt. In Tabelle
2 sind die Gitterkonstanten der Quellenbodenkörper (vor
dem Transport), des/der Quellenbodenkörper(s) nach dem
Transport und des/der Senkenbodenkörper(s) zusammenge-
stellt. Man erkennt, dass der Einbau von ZnS in GaP zu
einer Verkleinerung der Gitterkonstanten der Einbau von
GaP in ZnS zu einer Vergrößerung der Gitterkonstanten
führt. Da GaP und ZnS sehr ähnliche Gitterkonstanten ha-
ben, sind diese Effekte jedoch gering und können nicht
ohne Weiteres für eine Bestimmung der Zusammensetzung
der Mischphase genutzt werden.
in den Anteilen gemäß Tabelle
2 gefüllt und im Vakumm
(< 5·10Ϫ4 mbar) abgeschmolzen. Als Ausgangsmaterialien wurden
eingesetzt: Ga als Metallstücke, Gallium 4N (PPM Pure Metals
GmbH) und P (rot), Aldrich; 99 %. Das stöchiometrische Gemenge
aus Gallium und Phosphor wird in Anwesenheit von wenig Iod in
50 °C/4h Ϫ Schritten zunächst bis 600 °C hochgeheizt. Anschlie-
ßend wird bei 1000 °C fünf Tage getempert. Ein schnelleres Hoch-
regeln der Ofentemperatur bis 600 °C führt zur Explosion der Am-
pullen, offenbar verläuft die Reaktion sehr langsam. Anschließend
erfolgte der chemische Transport. Parallel dazu wurde unter genau
gleichen Bedingungen eine zweite Ampulle beschickt und in glei-
cher Weise getempert. Das Produkt aus diesem Parallelversuch
wurde röntgenographisch untersucht. Der röntgenographische Be-
fund ist unter der jeweiligen Experiment-Nr. in Tabelle 3 angege-
ben.
Die Transportexperimente an den Mischphasen im System ZnS/
GaP erfolgten unter Einsatz der röntgenographisch charakterisier-
ten Zinksulfid- und Galliumphosphid-Proben in den Anteilen ge-
mäß Tabelle 2. Diese Gemenge (insgesamt jeweils 2 g, Transport-
mittel Iod, pA(900 °C ϭ 0,5 bar) wurden zunächst 5 Tage bei mitt-
lerer Transporttemperatur getempert. Anschließend erfolgte der
chemische Transport.
Die röntgenographischen Untersuchungen wurden mit folgenden
Geräten durchgeführt: Pulverdiffraktometer: Stadi P mit PSD,
Stoe, Darmstadt, Cu-Ka-Strahlung, 40 kV, 30 mA. Auswertungs-
software: WinXPow, Fa. Stoe. Die Zusammensetzungen der Sen-
kenbodenkörper wurden durch EDX-Analysen (EDAX: Phoenix,
Genesis) ermittelt.
Der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Fonds der Che-
mischen Industrie danken wir für die Unterstützung dieser Arbeit.
Wir haben mit dem Rechenprogramm CVTrans den Fall
simuliert, dass in der Quelle reines ZnS neben reinem GaP
vorliegt und keine Mischphasen gebildet werden. Für diesen
Fall erwartet man, dass das Transportmittel Iod ganz über-
wiegend mit GaP und nur zu einem geringen Anteil mit
ZnS reagiert, sodass GaP transportiert werden kann, ZnS
hingegen in der Quelle verbleibt. Unsere Beobachtung, dass
die Transportraten der GaP-reichen Mischphase wesentlich
höher als die der ZnS-reichen ist, gehen in diese Richtung,
stimmen jedoch nicht genau mit der Rechnung überein. Un-
längst konnten wir zeigen, dass gasförmiger Phosphor im-
stande ist Zinksulfid endotherm zu transportieren. Wir ge-
hen davon aus, dass der hier beobachtete Transport von
Zinksulfid auch darauf zurückzuführen ist. Hinzu kommen
mögliche Ungenauigkeiten bei den thermodynamischen
Daten (insbesondere bei GaI), insbesondere aber auch auf
die gegenüber den reinen Phasen veränderten (unbekann-
ten) thermodynamischen Daten der Mischphasen zurück.
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4 Experimentelles
Die Transportexperimente wurden in Quarzglasampullen (Innen-
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zaac.wiley-vch.de
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